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"Frauen müssen besonders mutig sein"

Einen schönen Weltfrauentag! Das BRK hat einiges zu bieten, wenn es um starke Frauen geht.

Vier Gespräche über das Frausein im Beruf, über Doppelbelastungen, Selbstbewusstsein - und ein paar Geheimtipps an alle Kolleginnen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen.

 

 

Brigitte Meyer, BRK-Vizepräsidentin:

"Wir haben noch einen weiten Weg vor uns"

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Ich habe persönlich nie die Erfahrung gemacht, dass ich benachteiligt wurde, weil ich eine Frau bin. Meine Ziele habe ich erreicht, in dem ich wirklich wollte: Ich wollte ganz bewusst Bürgermeisterin werden, ich wollte später ganz bewusst in den Landtag gewählt werden und habe ganz massiv dafür gekämpft. Das Ehrenamt der Vizepräsidentin beim BRK habe ich am Ende meiner beruflichen Karriere dankbar angenommen und mache es auch immer noch sehr, sehr gerne.

Ich habe immer wieder erlebt: Frauen mit Familie haben in der Regel mehr Belastungen als Männer. Deshalb müssen Frauen besonders mutig sein und ihre Position selbstbewusst einfordern. Oft scheitert es schon daran, dass sich Frauen nicht auf die Positionen bewerben, die sie gerne hätten. Weil sie denken, sie schaffen das nicht und können das nicht. Und Männer denken das nicht, die machen’s einfach.

Was das Bayerische Rote Kreuz auszeichnet: In unserer Satzung steht, dass der Präsident oder ein Vize-Präsident eine Frau sein muss. Das findet man in vielen anderen Organisationen so nicht. Im Grunde bin ich gegen Quotenregelungen, wollte selbst nie eine Quotenfrau sein, ich wollte aufgrund meiner eigenen Fähigkeiten meine Ziele erreichen. Aber ich weiß, dass es in vielen Führungspositionen z.B. in der Wirtschaft nicht anders geht. Offensichtlich müssen da Quoten festgeschrieben werden, ansonsten ändert sich nichts. Die Ausgeglichenheit der Geschlechter in allen Bereichen halte ich für dringend notwendig. Bis Frauen überall dieselben Chancen haben wie Männer, haben wir aber noch einen weiten Weg vor uns.

Brigitte Lischka, Kreisgeschäftsführerin BRK KV Nürnberg-Stadt:

"Je bunter das Team, desto besser das Ergebnis"

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Ich bin jetzt seit etwa 20 Jahren beim BRK und es hat sich bei mir irgendwann herauskristallisiert, dass ich Kreisgeschäftsführerin werden möchte, an der Spitze stehen und Verantwortung übernehmen möchte. Ich bin den Weg dann auch sehr zielstrebig gegangen, mit verschiedenen Führungs-Curiccula, einem berufsbegleitenden Studium. Das kostet Kraft und Energie, und man muss bereit sein, diese Energie auch einzubringen.

An die jungen Kolleginnen: Definiert für euch persönlich erstrebenswerte Ziele – und lasst euch nicht frustrieren, wenn ein Weg etwas länger dauert als geplant. Ich bin Mama von zwei Töchtern, und man kommt trotz aller Familienfreundlichkeit immer in den Rollenkonflikt zwischen Mutter sein und Beruf. Man bekommt beides gut in Einklang, aber aus meiner Sicht muss man sich von dem Gedanken verabschieden, dass man alles zu 100% hinbekommt. Durch die gesellschaftspolitische Diskussion über Familienfreundlichkeit ist es mittlerweile völlige Normalität, dass Eltern auch mal Zuhause bleiben müssen, weil die Kinder krank sind. Das ist eine gute Entwicklung, und jeder muss seinen Teil dazu beitragen.

Ich würde mir wünschen, dass viele Frauen sich dazu entscheiden, in Führungspositionen zu arbeiten. Und wenn sie sich dazu entscheiden, sich dafür auch bereit machen. Ich finde, es ist ein gutes Team, wenn man eine gute Mischung ist: Alle Charaktere, alle Eigenschaften, alle Geschlechter und Facetten, die wir im Leben haben. Und umso bunter ein Team ist, umso besser wird das Ergebnis sein.

Gabriele Keymling, Leiterin Stabsstelle verbandliche Bildungsarbeit:

"Man kann sich nur selbst emanzipieren"

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Meine feste Überzeugung ist, dass Fachkompetenz eine zentrale Grundlage für Erfolg im Beruf ist. Frauen brauchen davon vielleicht noch etwas mehr, um sich durchzusetzen. In meiner Position habe ich mich meiner Meinung nach durch Fachkompetenz, Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und den Mut, auch unangenehme Dinge offen anzusprechen, behauptet.

Und genau das müssen wir Frauen noch lernen: Uns fachkompetent zu präsentieren, uns mehr zuzutrauen, uns weniger selbst zu begrenzen und nicht immer nach einer Autorität zu suchen, die uns etwas erlaubt. Das tue ich nur selten. Das Wort „emanzipieren“ ist reflexiv - man kann sich nur selbst emanzipieren. Ich wollte schon als Kind in irgendwas einmal die erste Frau sein. Ich habe das zwar nie geschafft, aber da steckt eine Botschaft drin: Etwas Besonderes zu sein, heißt immer auch, „anders“ als andere zu sein. Das kann man positiv und negativ bewerten. Nach meiner Erfahrung tun sich viele Frauen schwer damit. Sie scheuen davor zurück, offen zu sagen „das und das sind meine Stärken“. Frauen sagen viel zu selten: Ich bin etwas Besonderes, und das ist gut so!

Wir haben in unserer Arbeitswelt heute eine viel höhere Arbeitsdichte als früher. Und wenn ich mein Umfeld beobachte, hat die Frau meist immer noch die Verantwortung für den Haushalt. Das heißt, berufstätige Frauen haben die doppelte Belastung zu tragen, das benachteiligt sie in der Arbeitswelt. Und ich glaube, an dieser Dynamik hat sich noch nicht viel verändert.

Elisabeth Seibl-Kinzlmaier, Kreisgeschäftsführerin BRK KV Ebersberg:

"Ich wünsche mir, dass es noch viel mehr weibliche Kreisgeschäftsführerinnen werden"

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Zur Frage was man braucht um seine beruflichen Ziele zu erreichen: Es ist wichtig, an sich selbst und seine Kompetenzen zu glauben und natürlich nie damit aufzuhören, sich weiterzuentwickeln. Uns Frauen fehlt oftmals das dafür notwendige Selbstbewusstsein und das Selbstverständnis, dass Frau es genauso gut kann.

Ich bin der Ansicht, dass eine Frau -  vor allem in Bereichen, in denen primär Männer die Führungslandschaft prägen – sich den Respekt und die Anerkennung härter erkämpfen muss. Von Frauen wird oftmals erwartet, dass sie stets empathisch und einfühlsam reagieren und ist überrascht, wenn Frau auch mal „auf den Tisch klopft“ und sich laut Gehör verschafft.

In unserem Kreisverband haben wir die besondere Situation, dass auch unsere Kreisvorsitzende eine Frau ist. Weibliche Kreisgeschäftsführerinnen sind in unserem Landesverband aber leider noch zu wenig vertreten und ich würde mir wünschen, dass es noch viel mehr werden.

Wenn es uns wichtig ist, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen, sind wir alle dazu aufgefordert zu erkennen, wo die oftmals versteckten (Führungs)potentiale in Mitarbeiterinnen stecken um diese dann entsprechend zu fordern und fördern.